TV Gelnhausen schrammt in Ferndorf knapp an der Sensation vorbei

Als eine gute Viertelstunde vor Schluss Fynn Hilb zum zwischenzeitlichen Ausgleich traf, lag eine Sensation in der Luft. Am Ende setzte sich im Spitzenspiel des 21. Spieltags in der 3. Handball Liga Süd-West aber doch der große Favorit TuS Ferndorf durch. Vor 1100 Zuschauern im Hexenkessel Stählerwiese unterlag die junge Mannschaft des TV Gelnhausen nach leidenschaftlichem Kampf mit 25:30 (13:15). Die tolle Leistung ist umso bemerkenswerter, waren die Barbarossastädter personell kurzfristig mächtig zum Improvisieren gezwungen.

„Die Zuschauer haben hier für eine unglaubliche Stimmung gesorgt, aber unsere Jungs haben sich nicht einschüchtern lassen. Wir haben die Partie lange Zeit offen gestalten können und eine wahnsinnig kämpferische Leistung gezeigt. In der Schlussphase haben wir uns mit zu vielen Fehlwürfen und zwei Wechselfehlern ein bisschen selbst das Bein gestellt, doch die Jungs können mit erhobenen Hauptes aus der Halle gehen. Das Spiel ist um ein paar Tore zu hoch ausgegangen. Aber wir werden daraus lernen und müssen uns vor solchen Mannschaften nicht mehr verstecken“, war Geiger nach der Partie stolz auf seine Spieler.

Und das konnte der TVG-Coach auch sein. Dabei waren die Vorzeichen alles andere als gut. Denn nachdem bereits klar war, dass Lasse Georgi aufgrund von Kniebeschweren geschont werden musste, fiel kurzfristig mit Benjamin Wörner auch der zweite etatmäßige Halbrechte aus. Die Langzeitverletzten Henrik Müller, Michael Hemmer und Philipp Schenk fehlten sowieso. So musste Geiger auf der rechten Seite kräftig improvisieren. Rechtsaußen Tim Altscher half auf halbrechts ebenso aus wie der gelernte Halblinke Jannik Geisler.

Frühe Rote Karte

Die Personalsorgen wurden nicht weniger, als sich Silas Altwein in der neunten Minute die Rote Karte einhandelte, als er bei einem Tempogegenstoß des Gegners einen Tick zu sehr den Laufweg zustellte.  „Sein Ausfall hat uns weitere Optionen gekostet“, sagte Geiger. Doch es war wieder einmal beeindruckend, wie das junge Team auch diesen Nackenschlag wegstecken konnte.  
 
Nach acht Minuten ging der TVG durch den Treffer zum 4:3 von Paul Hüttmann erstmals in Führung. und in der 18. Minute traf Altscher mit einem Rückraum-Hammer in den rechten Winkel zum 8:8. Anschließend gelang es den Gastgebern allerdings, sich doch abzusetzen. Mit einem Vier-Tore-Lauf schraubten sie ihren Vorsprung bis zur 22. Minute auf 12:8 und das Spiel drohte einen ungünstigen Verlauf für den TVG zu nehmen. Doch erneut kamen die Rotweißen zurück. Jonathan Malolepszy verkürzte eine Sekunde vor dem Pausenpfiff zum 13:15-Halbzeitstand.

Aus der Pause kam Gelnhausen deutlich wacher, als Gegner Ferndorf. Geiger wechselte im Tor Alexander Bechert für den etwas glücklosen Julian Lahme ein und der Youngster vernagelte in den ersten Minuten des zweiten Durchgangs den Kasten und seine Vorderleute legten los wie die Feuerwehr. Mit einem Drei-Tore-Lauf gingen sie in der 35. Minute durch den Treffer von Geisler tatsächlich mit 16:15 in Führung. Und als Hilb in der 43. Minute zum 20:20 traf, lag eine Sensation in der Luft und es war klar, dass es eine spannende Schlussphase geben würde, in der der TVG allerdings etwas Lehrgeld zahlen musste.

Wechselfehler bringen TVG aus dem Tritt

„Wir haben es lange geschafft, eine aggressive Abwehr zu stellen und waren zur Stelle, wenn Ferndorf Fehler gemacht hat. Aber umgekehrt hat Ferndorf unsere Fehler ebenso eiskalt ausgenutzt“, sagte Geiger. Fehlwürfe und vor allem zwei Wechselfehler in der Crunchtime sorgten letztlich dafür, dass sich Ferndorf im entscheidenden Moment etwas absetzen konnte.

In der 51. Minute führte der Gastgeber mit 25:21 und brachte in der Folgezeit das Spiel über die Bühne. „Wir waren in machen Momenten etwas zu übermotiviert“, sagte Geiger. Doch der Coach haderte keinesfalls mit seinem Spielern Im Gegenteil. Diese Schlussphase wurde vielmehr als wichtiger Lernprozess verbucht. „Wir werden daraus lernen, zukünftig einen kühlen Kopf zu behalten.“

Yannik Mocken mit fünf Toren sowie Paul Hüttmann und Geisler (jeweils vier) waren die treffsichersten Schützen bei den Barbarossastädtern. Bei Ferndorf war Marko Karaula mit acht Toren an diesem Abend nicht zu bremsen.

Mit dem Sieg der TuS Ferndorf ist klar, dass sich der Zweitliga-Absteiger den zweiten Platz in der Staffel Süd-West behaupten kann und sich für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga qualifizieren wird. Für den TVG geht es nun darum, in den kommenden Spielen den dritten oder mindestens den vierten Platz zu belegen, um sich wiederum für die Pokalrunde zu qualifizieren. Es wäre die Krönung einer sensationellen Saison, in der man eigentlich nur den Abstieg vermeiden wollte.

@Bild Roland Adrian