Der Wahnsinn geht weiter! TV Gelnhausen siegt sensationell beim Longericher SC

So langsam gehen für diese Mannschaft die Superlative aus. Und würde man beim Edel-Italiener speisen, es gäbe wohl Fregola Sarda mit Scampi für alle. Der TV Gelnhausen macht in der 3. Handball-Liga einfach da weiter, wo er in der Hauptrunde aufgehört hat. Extrem ersatzgeschwächt gewinnen die Barbarossastädter das Auftaktspiel in der Pokalrunde beim Longericher SC Köln sensationell mit 35:30 (17:16) und haben sich somit eine perfekte Ausgangsposition für das kommende Heimspiel am 29. April gegen den Wilhelmshavener SV herausgespielt. „Die Jungs haben wieder einmal eine wahnsinnige kämpferische Leistung gezeigt“, lobte Cheftrainer Matthias Geiger seine Mannschaft.

In Hin- und Rückspiel ermitteln die drei Klubs Longericher SC (3. der West-Staffel), Wilhelmshavener SV (4. der Nord-Staffel) und der TV Gelnhausen (3. der Süd-West-Staffel) den Gruppenersten in dieser Pokalrunde, der sich für die 1. Hauptrunde im DHB-Pokal qualifiziert. Mit diesem Auswärtssieg beim Traditionsklub aus dem Kölner Norden im Rücken hat sich der TVG nun mit zwei Heimspielen hintereinander vor der Brust optimal positioniert und darf tatsächlich vom ganz großen Coup träumen.

Der TV Gelnhausen steckte die ungewohnte Anreise an einem Freitagnachmittag locker weg und von den gefürchteten „Busbeinen“ war nichts zu sehen. „Wir waren hellwach und haben einen ordentlichen Start erwischt. Die Jungs waren bissig im Angriff und haben sich klare Chancen herausgespielt“, sagte Geiger. Dazu war Julian Lahme zwischen den Pfosten ebenfalls von Beginn an im Spiel und gab mit zwei Paraden hintereinander seinen Vorderleuten gleich Sicherheit.   

TVG-Fans in Köln dabei

Vor rund 300 Zuschauern in der Carl-von-Ossietzky Gesamtschule, darunter 20 mitgereiste Fans aus Gelnhausen, die ihre Mannschaft über die gesamte Spielzeit lautstark anfeuerten, führte der TVG schnell mit 3:0. Das machte Eindruck bei den ansonsten so heimstarken Gastgebern, die leidglich zwei Heimspiele in dieser Saison verloren verloren hatten. Doch die Gastgeber berappelten sich in der temporeichen Partie und glichen durch den Treffer zum 7:7 von Malte Nolting nach 15 Minuten aus.

„In dieser Phase agierten wir in der Abwehr oftmals zu harmlos in den Zweikämpfen. Das hat der Gegner mit seiner Erfahrung gut ausgenutzt“, sagte Geiger und meinte damit vor allem Lukas Martin Schulz, der am Ende 15 Treffer erzielen konnte. Nichtsdestotrotz konnte sich der TVG mit einem 5:1-Lauf bis zur 26. Minute auf 16:12 absetzen. Als jedoch Nils Bergau nach einer unglücklichen Abwehraktion etwas überraschend die Rote Karte sah, drohte die Partie noch einmal zu kippen. Der Longericher SC kam erneut heran und der TVG ging mit einer haudünnen 17:16-Führung in die Pause.

Durch den Ausfall von Bergau musste Gelnhausen in der Folge gleich mehrfach umstellen. So agierte man fortan mit zwei Kreisläufern in der Abwehr, musste die schnelle Mitte ebenso umstellen wie den Abwehr-Angriff-Wechsel. „Aber auch das haben die Jungs super gemacht“, lobte Geiger. Gestützt auf einen überragenden Alex Bechert, der den starken Lahme im zweiten Abschnitt im Tor ersetzt hatte, setzte sich der TVG wieder ab und konnte den Gegner auf Distanz halten.

Dabei war insbesondere Jonathan Malolepszy Dreh- und Angelpunkt im Gelnhäuser Angriffsspiel. Mit neun Treffern war der Kapitän an Ende der erfolgreichste Werfer seiner Mannschaft. Yannik Mocken erzielte sieben Tore, Fynn Hilb traf fünf Mal ins Schwarze.

Lob vom Trainer des Longericher SC

Beide Teams traten ersatzgeschwächt an. Beim TVG fehlten Philipp Schenk, Henrik Müller, Jannik Geisler, Michael Hemmer, Lasse Georgi und Paul Hüttmann. Immerhin konnte Silas Altwein wieder mitwirken und gleich zwei Tore erzielen. „Er hat das sehr ordentlich gemacht. Aber Silas hat natürlich noch Trainingsrückstand und wir müssen seine Einsätze gut dosieren“, sagte Geiger.

Auch der Gegner musste auf einige Akteure verzichten und als dann auch noch Dustin Thöne in der 40. Minute die Rote Karte sah, waren die Alternativen beim Longericher SC noch dünner gesät. Die jungen Gelnhäuser Himmelstürmer zeigten einmal mehr eine enorm reife Leistung und zogen bis zur 49. Minute auf fünf Tore davon. Bei den Gastgebern schwand nun der Glaube an den Sieg und der TVG gab diesen Vorsprung bis zum Ende nicht mehr. „Je länger das Spiel dauerte, desto konsequenter gingen wir in der Abwehr zu Werke, das war letztlich der Schlüssel zum Erfolg“, sagte Geiger.

„Wir haben heute eine Niederlage einstecken müssen, weil wir in vielen Belangen nicht auf Top-Niveau waren. Gelnhausen hat hier ein sehr gutes Spiel gemacht. Bei uns fehlten so zwei, drei Prozent zur Top-Leistung. Wir sind natürlich enttäuscht“, erklärte der Trainer des Longericher SC Chris Stark.

Nächstes Heimspiel am 29. April gegen den Wilhelmshavener SV

Am nächsten Wochenende ist der TV Gelnhausen spielfrei. Dann treffen der Wilhelmshavener SV und der Longericher SC aufeinander. Dabei gilt Wilhelmshaven in dieser Gruppe als großer Favorit, schließlich hatte man mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga geliebäugelt und findet sich nun in der Pokalrunde wieder.

Am 29. April (19.30 Uhr) empfängt dann der TV Gelnhausen eben jene Wilhelmshavener in der Rudi-Lechleidner-Halle. Dann könnte bereits eine kleine Vorentscheidung fallen. Der TVG hofft jedenfalls auf eine volle Halle und auf ein weiteres Handballfest. Die Vorarbeit dazu wurde bereits in Köln eindrucksvoll erledigt.