Verrücktes Spiel gegen Homburg! TVG macht ersten Heimsieg perfekt

Das war kein Spiel für schwache Nerven. Aber 22 Zwei-Minuten-Strafen und vier Rote Karten später war der erste Heimsieg der Saison unter Dach und Fach. Mit 31:27 (16:11) rang der TV Gelnhausen den TV Homburg in der 3. Handball-Liga Süd-West nieder und fuhr nach dem Auswärtserfolg in der Vorwoche beim TV Aldekerk den zweiten Sieg in Folge ein. 560 Zuschauer verwandelten die Rudi-Lechleidner-Halle insbesondere in der hektischen zweiten Hälfte in einen echten Hexenkessel.

Zwar konnte sich der TV Gelnhausen trotz des Sieges in der Tabelle nicht verbessern und bleibt mit 6:8 Punkten auf dem elften Tabellenplatz, doch der Abstand nach oben ist deutlich zusammengeschrumpft. So beträgt der Rückstand auf den Drittplatzierten Friesenheim – Hochdorf II nur noch drei Zähler.

„Glückwunsch nach Gelnhausen zum Sieg. Es macht Spaß hier zu spielen. Wie immer war es sehr stimmungsvoll in dieser Halle“, zeigte sich Gäste-Coach Steffen Ecker nach dem Spiel als fairer Verlierer. „Es war ein verrücktes Spiel und ist kaum zu analysieren, da die meisten taktischen Dinge, die man sich vorgenommen hatte, nicht relevant waren“, sagte Ecker und spielte auf die vielen Zeitstrafen an.

In der Tat. Nur selten waren beide Teams vollzählig. Dabei mussten die Homburger ihrer harten Spielweise Tribut zollen und kassierten 15 Zwei-Minuten-Strafen. Patrick Bach, Jan-Ole Schimmel und Robin Egelhof sahen obendrein die Rote Karte. Beim TV Gelnhausen sah Fynn Hilb den roten Karton. In dieser heißblütigen Partie mussten die Rotweißen einmal sogar eine Phase überstehen, als sie nur mit drei Feldspielern auf dem Platz standen. Den Wahnsinn an diesem Samstagabend machte die Tatsache perfekt, dass sich er TVG gleich vier Fahrkarten in Serie vom Siebenmeterpunkt erlaubte.

„Wir hätten das Spiel viel früher entscheiden können, doch wir haben im Umschaltspiel einige Fehler gemacht, haben uns Fehlwürfe aus dem gebundenen Spiel erlaubt und überhaupt viel zu viele klare Chancen vergeben. Und so kamen wir ab der 45. Minute in eine hektische Schlussphase. Aber wie die Jungs dann leidenschaftlich mehrmals das Tor verteidigt haben, war richtig stark. In dieser Phase hat uns die Abwehr wahnsinnig viel Stabilität gegeben. Es war ein schwieriges Spiel und wir freuen uns über den Sieg“, sagte TV Gelnhausens Chefcoach Matthias Geiger.

Mit Lahme, aber ohne Malolepszy

Dabei sah es lange Zeit nicht danach aus, als ob es eine dramatische Schlussphase geben würde. Der TVG, der auf Jonathan Malolepszy verzichten musste, kam gut ins Spiel. Julian Lahme, der erstmals seit seiner Verletzung nach dem ersten Saisonsiel wieder von Beginn an zwischen den Pfosten stand, war hellwach. Nach sechs Minuten traf Thimo Wagner zum 5:3. Und als Jannik Geisler in der 15. Minute zum 10:5 einnetzte, schien gegen den Aufsteiger alles nach Plan zu laufen. Mit 16:11 gingen die Teams in die Kabine.

Auch im zweiten Durchgang konnte der TVG den Vorsprung meist zwischen vier und sechs Toren halten. Doch dann legte Homburg kämpferisch noch einmal einen Zahn zu in einem Spiel, dass ohnehin schon an der Grenze des erlaubten geführt wurde. Der TVG ließ sich davon anstecken und kassierte zwischen der 41. und 42. Minute durch Leon David, Felix Reinhardt und Hilb insgesamt drei Zwei-Minuten-Strafen. Es war der Auftakt für eine wilde Schlussphase, die die Zuschauer von ihren Sitzen riss.      

Die Gäste holten nun Tor um Tor auf. Dabei waren es vor allem die Rotweißen, die diese Aufholjagd zuließen. Zwischen der 45. und 52. Minute brachte der TVG seine Anhänger an den Rand eines Nervenzusammenbruchs, als Wagner, zweimal Yannick Mocken, der nach überstandenem Bänderriss schonend nur bei den Siebenmetern aufs Feld kam, und Geisler gleich vier Siebenmeter in Folge verwarfen.

Wagner erlöst TVG-Fans

Plötzlich führte Gelnhausen nach 54 Minuten nur noch mit 29:27 und Homburg hatte Ballbesitz. Doch dann packte wieder die von Geiger gelobte Abwehr im Verbund mit Alex Bechert beherzt zu, der in der Schlussphase Lahme zwischen den Pfosten ersetzte. Als Wagner in der 57. Minute den Siebenmeterfluch brach und zum 30:27 verwandelte, bog der TV Gelnhausen endgültig auf die Siegerstraße ein und die Hölle Süd stand Kopf. Am Ende hieß es 31:27 für den TVG.

Neuzugang Wagner, war es auch, der diesem Spiel seinen Stempel aufdrückte. Er war mit acht Toren der erfolgreichste Schütze für den TVG, gefolgt von Hilb (7) und Silas Altwein (5), die ebenfalls stark aufspielten. „Das hat sich heute super angefühlt. Ich muss mich bei den Jungs bedanken, dass sie mich gesehen haben und ich viel Bälle bekommen habe. Dazu haben uns die Zuschauer sensationell unterstützt. Ich fühle mich jetzt angekommen. So kann es weitergehen“, sagte Wagner nach dem Spiel.

Weiter geht es am kommenden Samstag (19 Uhr) mit dem Auswärtsspiel beim Longericher SC Köln, bevor am 28. Oktober (19.30 Uhr) die TSG Haßloch in der Rudi-Lechleidner-Halle zu Gast ist.

Der Sieg hätte sicher auch Jan Kienzler gefreut. Die TVG-Legende verstarb wenige Tage zuvor im Alter von 58 Jahren. Hallensprecher Casten Ullrich erinnerte noch einmal in einer kurzen Rede an den großartigen Sportler und Menschen Kienzler ebenso gedachten alle Anwesenden mit einer Schweigeminute dem Verstorbenen.